An den Fisch denken!

Die Hamburger CDU stürzt eine Woche vor der Bürgerschaftswahl immer weiter ab und liegt bei nur noch 23 Prozent. Nur noch 20 Prozent der Hamburger wollen, dass Bürgermeister Christoph Ahlhaus weiter regiert. Nach der Wahl wird sich die CDU neu sortieren müssen – vermutlich wird es dabei rustikal zugehen. Wenn die Partei klug ist, wird sie den aktuellen Sozialsenator Dietrich Wersich zur zentralen Figur machen. Er hat das Zeug zu einem guten Bürgermeisterkandidaten für 2015. Ein Kommentar.

Wie bitter muss es für all die engagierten Christdemokraten sein, die derzeit trotz Sturm und Regen in den Fußgängerzonen für ihre Partei kämpfen. Je mehr sie sich anstrengen, umso schlechter werden die Umfragen. Der Absturz der Volkspartei CDU ist mittlerweile dramatisch. Die Ursachen sind vielfältig: Man hat im Bündnis mit der GAL die eigenen Wähler düpiert. Nicht, weil man die Koalition eingegangen ist, sondern weil Ole von Beust den Koalitionsvertrag nicht mit dem nötigen Ernst verhandelt hat.

Hinzu kommt, dass das Feld nicht ordentlich bestellt war, als er ging. Anstatt einen Nachfolger aufzubauen, überließ er die Nachfolgefrage dem freien Spiel der Kräfte. Mit Christoph Ahlhaus setzte sich ein Mann durch, der die meisten Truppen hinter sich zu scharen wusste. Was dabei übersehen wurde, ist die alte Regel, dass der Wurm nicht dem Angler, sondern dem Fisch schmecken muss. Ahlhaus, so sympathisch er im persönlichen Gespräch sein mag, war der GAL nicht zu vermitteln und den Wählern auch nicht.

Dabei hätte die CDU mit Sozialsenator Dietrich Wersich eine gute Alternative gehabt. Trotz seines Schnitzers, die Kita-Gebühren zu erhöhen, hat er das Charisma und den Intellekt, eine liberale Großstadt-CDU erfolgreich zu repräsentieren. Mit ihm wäre vermutlich die Koalition gar nicht zerbrochen. Die Partei wäre gut beraten, Wersich nach der Wahl zur zentralen Figur zu machen. Sowohl inhaltlich als auch bei der Auswahl des Spitzenpersonals muss die CDU wieder mehr an die Wähler denken. Nur dann besteht die Chance auf rasche Erholung.

Erschienen in WELT und WELT ONLINE am 12. Februar 2011. Eine Sammlung von Jens Meyer-Wellmanns Kolumnen über den alltäglichen Familien- und sonstigen Wahnsinn gibt es unter dem Titel “Schrei mich nicht an, ich bin ein Wunschkind” auch als eBook bei Amazon, und zwar hier.

 

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