„Ehrlich gesagt, hätte ich es schon ohne unsere Viruslaststudie nicht für möglich gehalten, dass Kinder verschont bleiben von Sars-CoV-2. Rein biologisch betrachtet, ändert sich die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum nicht so stark beim Heranwachsen. Also müssen Kinder auch infiziert – und infektiös sein. Dass daran so grundlegende Zweifel aufkommen konnten, war mir ein Rätsel und ist es bis heute. (…) Aber dann wurde die Infektiösität von Kindern so lange negiert und nichts gemacht, keine Entscheidung getroffen über so viele Monate, über den Sommer. Das war für mich schon sehr, sehr erstaunlich.“
(Virologe Christian Drosten im aktuellen SPIEGEL-Gespräch)
Das lesenswerte Drosten-Interview im neuen SPIEGEL untermauert einmal mehr, dass die deutschen Kultusminister es ganz schlecht gemacht haben in der Pandemie: Statt frühzeitig eine halbwegs sichere Beschulung zu organisieren, haben sie gegen alle wissenschaftlichen Erkenntnisse und gegen alle Empfehlungen (etwa des RKI) monatelang Kinder und Jugendliche ohne Abstand und Masken in vollen Räumen zusammengepfercht und meinten, ab und zu lüften reiche gegen das Virus, Kinder würde ja eh kaum krank.
Damit tragen sie erstens mit Verantwortung dafür, dass die Zahlen (mittelbar auch die Todeszahlen) insgesamt extrem gestiegen sind – denn Kinder und Jugendliche stecken natürlich Eltern und Geschwister oder Lehrer an wie alle anderen. Sie haben zweitens durch ihre Realitätsverweigerung und das lange Ablehnen von Maskenpflicht, Gruppenverkleinerungen und Mischung aus Digital- und Analogunterricht auch verschuldet, dass die Schulen nun ganz geschlossen werden mussten, was bei vielen Kindern zu großen Defiziten führen dürfte – mal abgesehen davon, dass es bis heute keine Klarheit über Abschlussprüfungen gibt. Drittens haben die Kultusminister mit ihrer Leugnung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Empfehlungen auch den Familien schweren Schaden zugefügt, die nun monatelang mit der Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling fertig werden müssen.
Das alles hätte man verhindern können und müssen – durch eine Politik, die sich an der Realität orientiert und nicht an Wunschvorstellungen. Dass ausgerechnet die deutschen Bildungspolitiker sich lange den längst bekannten wissenschaftlichen Fakten verschlossen haben, wirft ein sehr unschönes Licht auf die deutsche Politik insgesamt.
„Ich hatte das Gefühl, seit dem ersten Lockdown im März 2020 ist in den Schulen strategisch fast gar nichts passiert“, hat Sascha Lobo gerade (ab etwa 59:30) bei Illner richtig festgestellt. „Andere Länder haben Schnelltests und Masken verteilt und Luftfilter installiert … ganz zu schweigen von digitalen Plattformen, die auch wirklich funktionieren. Und in Deutschland hat die Kultusministerkonferenz, das bräsigste Gremium der Bundesrepublik, die hat einfach empfohlen, die Fenster zu öffnen in den Schulen. Das finde ich katastrophal.“
Tja. Gerade von gebildeten Schulpolitikern hatte ich angenommen, dass sie eines wissen: Es gibt keine alternativen Fakten – auch wenn man sie sich manchmal wünscht. Es gibt nur eine den Naturgesetzen gehorchende Realität. Mit ihr muss man arbeiten. Politik, die das nicht erkennt, ist keine gute Politik.
Hier das fast identische Facebook-Posting mit einer interessanten Debatte zum Thema Corona und Schulen und vielen spannenden Kommentaren. Und hier der Tweet nebst Debatte auf Twitter.
Der sogenannte Staranwalt Strate behauptet den schwedischen Weg als die Lösung zur Eindämmung der Corona-Pandemie, fast zeitgleich erklärt der entsprechende schwedische Gesundheitsminister diesen Weg wörtlich als „Mythos“.
Man muss kein Mathematiker sein, wie Strate erklärt, um zu verstehen, dass das RKI Unrecht habe.
Wenn man wie Strate neben Jura u.a. Marxismus studiert hat, aber keine Naturwissenschaft, sollte man sich nicht so besserwisserisch als Erleuchteter darstellen.
Aktuell verschärfen die Schweden wieder ihren Corona-Kurs. Der Kurs der Portugiesen nach ersten leidvollen Erfahrungen mit einem harten Lockdown verspricht Erfolge.
Strates Geschwätz über eine Krankheit mit schwachen oder grippeähnliche Symptomen ist unerträglich. Man kann nur hoffen, dass er sich auch noch – medial unterstützt – zum Triage-Berater der Regierung aufschwingt.
Wenn sein Gönner im Abendblatt, der per elesenerer Leserbriefe viel beweihräucherte Iken, der diesem Corona-Experten immer wieder mal eine Plattform verschafft, und beide demnächst auf einer Corona-Querlenker Demonstration auftauchen – Seit an Seit mit Marx unterm Arm und mit Che Guevara Hemd – um die Meinungs- und Gewerbefreiheit des Mittelstands zu verteidigen, wäre ich nicht verwundert, aber maßlos enttäuscht über diese Bildungselite.
(Tagesaktuell: Infektion in Kita —eigne Familie betroffen — gestriger Gastbeitrag von RA Strate „kocht wieder hoch“. — Dagegen spontan meine Entrüstung über Strates Beitrag „rausgelassen“. — hilft zwar keinem, vielleicht nur mir? —
Ikens Aufruf zur Mäßigung absolut unglaubwürdig, wenn man seine Artikel von Anbeginn der Pandemie gelesen hat — Wenn Journalisten genauso wie Politiker unter Beschuss stehen würden … Reden und handeln müssen!!
Ich habe so meine Probleme mit „gebildete Schulpolitiker“… Das wollen sie vielleicht sein, aber ob sie das wirklich sind? Ich bedauere sehr, dass sich kein (Natur-) Wissenschaftler unter ihnen befindet. Der/die hätte wohl ein besseres Zahlenverständnis gehabt. Das scheint bei Immobilienkauffrauen, Religionslehrern oder Juristen leider nicht der Fall zu sein. Wir sollten die Besetzung der Kultusministerämter überdenken.