Es heißt ja, man sei immer klüger, wenn man aus dem (Hamburger) Rathaus komme. Für mich galt das heute nicht. Ich war bei einer außerordentlichen Landespressekonferenz, die ausnahmsweise nicht im großen Raum 151, sondern im ziemlich überfüllten, weil viel kleineren Raum 186 im ersten Stock stattfand. Gerufen hatten Wirtschaftssenator Frank Horch und Hochbahn-Chef Günter Elste – zur Vorstellung ihres „Konzeptes“ für eine neue Hamburger U-Bahnlinie, die U5, über das wir bereits am Dienstag vorab berichtet hatten. Mich hat das, was die beiden Herren heute ab 13.30 Uhr gesagt, oder besser: nicht gesagt haben, nicht wirklich klüger gemacht. Das lag vielleicht auch daran, dass die SPD ihre Pressekonferenz offenbar extra kurz vor der Bürgerschaftssitzung anberaumt hatte – was dazu führte, dass wir Journalisten am Ende gar nicht alle unsere Fragen loswurden. Was bei einem solchen Milliarden-Projekt, wie ich finde, ein unangemessener Umgang mit Medien und Öffentlichkeit ist. Aber selbst die Fragen, die gerade noch gestellt werden konnten, wurden nicht offen beantwortet. Ich habe zu dem Thema U-Bahn und zu der Art der Präsentation des Projektes den folgenden Kommentar für das Abendblatt vom 10. April 2014 geschrieben.
Die Rechnung bitte!
Bürgermeister Olaf Scholz muss sagen, wie er seine neue U-Bahn bezahlen will
Man kann diese Pressekonferenz auch als Tabubruch lesen. Da setzten sich also am Mittwoch der parteilose Wirtschaftssenator Frank Horch und der Hochbahn-Chef Günter Elste (SPD) im Rathaus vor die Presse und verkündeten ein „Jahrhundertprojekt“, wie es Elste selbst nannte. Sie wollen eine neue U-Bahnlinie bauen, die Bramfeld und Osdorf über die Innenstadt verbindet und nach derzeitigen Schätzungen bis zu 3,8 Milliarden Euro kosten könnte.
Klar: So eine U5 wäre eine dolle Sache. Nicht nur für die Menschen in Bramfeld, Steilshoop, Osdorf und Lurup – sondern für die ganze Stadt. Dummerweise konnten die beiden Herren aber nicht so genau sagen, wer ihr Jahrhundertprojekt bezahlen und wann mit dem Bau begonnen werden soll. Stattdessen erzählte der Wirtschaftssenator von der Fortsetzung der Arbeit unserer Vorväter und verstieg sich zu der Aussage, es sei bei solchen Grundsatzentscheidung nicht so wichtig, ob ein Streckenkilometer 50 oder 100 Millionen Euro koste.
Als Hamburger zuckt man schon beim Begriff „Jahrhundertprojekt“ seit einer Weile reflexhaft zusammen. Ein solcher Satz von einem Wirtschaftssenator, in der ihm eigenen laxen Art dahingesagt, lässt einen dann richtig schaudern. Denn das erinnert an die Aussage von Ex-Bürgermeister Ole von Beust beim Blick auf das von ihm angerichtete Elbphilharmonie-Desaster: Wer sich jemals→ weiterlesen