Feuer machen!

Dass der Mensch es aber auch immer übertreiben muss. Ständig trinkt er über den Durst, futtert sich Bauchspeck an, als begännen morgen 700 magere Jahre, und selbst beim Sparen findet er kein Maß. Natürlich rächt sich diese Unfähigkeit zur gesunden Dosis. Mal früher, mal später, immer gnadenlos.

Jetzt zum Beispiel, schauen Sie bitte aus dem Fenster, haben wir mal wieder den Salat. Oder besser: keinen mehr. Um die Erderwärmung zu stoppen, haben wir CO2 gespart, als werfe verbrauchte Luft Zinsen ab. In Wahrheit haben wir die Erderwärmung nicht nur gestoppt, sondern umgedreht – und eine neue Eiszeit produziert.

Eine Eiszeit an sich ist ja nichts Schlimmes. Gab es ja schon. Schlimm ist nur, dass Hamburg zeitgleich den Winterdienst auf homöopathische Dosen heruntergefahren hat und meint, ein, zwei Prisen Salz würden zur Aufrechterhaltung des Straßenverkehrs bis zur nächsten Lauwarmnieselperiode schon ausreichen. Obwohl Zehntausende dort spazieren gehen, ist nicht mal die Alster gestreut.

Die zu ziehenden Schlüsse sind klar: Erstens müssen wir ab sofort mehr CO2 ausstoßen. Fangen Sie also bitte umgehend an zu rauchen! Fahren Sie mit dem Jeep zum Kippenkaufen und drehen danach ein paar sinnlose Runden um die vergletscherte Innenstadt. Machen Sie in allen Zimmern Licht, lassen Sie PC und iPodsPadsPhones unentwegt laufen und telefonieren auf drei Leitungen parallel. Kaufen Sie nur noch australische Produkte, die unsere CO2-Bilanz anheben (unter unserem ewigen Eisvergnügen wächst ja eh nix mehr)! Verzehren Sie täglich ein Kilo Fleisch von furzenden argentinischen Rindern (deren Methane die Atmosphäre aufheizen)! Entzünden Sie Feuer, wo immer es geht, und wählen Sie niemals mehr die Grünen!

Die sollen (zweitens) erst mal zeigen, dass sie die von ihnen ausgelöste Katastrophe halbwegs beherrschen. „Salz ist alle“ lassen wir als Ausrede der grünen Verkehrssenatorin nicht mehr gelten. Wir würden uns schon sicherer fühlen, wenn die Wege wenigstens mit Asche gestreut würden. Bei der anstehenden Verbrennung der alten Konzepte zur Schulreform dürfte ja genug davon anfallen.

Erschienen am 6. Februar 2010 in der Rubrik „Hamburger Momente“ in WELT und WELT ONLINE. Eine Sammlung von Jens Meyer-Wellmanns Kolumnen über den alltäglichen Familien- und sonstigen Wahnsinn gibt es unter dem Titel „Schrei mich nicht an, ich bin ein Wunschkind“ auch als eBook bei Amazon, und zwar hier.

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