Ole von Beust privat: Ein Spötter vor dem Herrn

Zum Abschied von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust aus dem Amt am 25. August 2010 haben die Mitarbeiter der Hamburger Senatskanzlei von journalistischen Wegbegleitern jeweils eine DIN-A 4-Seite an persönlichen Erinnerungen für Ihren bisherigen Chef erbeten. Hier mein Beitrag:

Ole von Beust ist ein durch und durch sympathischer Kerl, wie oft soll ich das noch schreiben? Einmal wollte er mir sogar ein Geschenk machen, oder besser meinen Söhnen. Auf einer der gemeinsamen Reisen (ich hatte gerade Mitbringsel für meine Brut gekauft) sagte er plötzlich: „Ich glaube, ich werde Ihren Söhnen eine Menge Musikinstrumente schenken, vielleicht ein Schlagzeug, damit sie ordentlich Musizieren können zuhause.“ Und lachte sich kaputt.

Ole von Beust und Jens Meyer-Wellmann in Dubai
Ole von Beust und Jens Meyer-Wellmann im Jahr 2006 in den Arabischen Emiraten

Überhaupt hatte er seine helle Freude daran, sich gelegentlich auf Frotzelebene zu rächen für all die Male, die ich ihm oder seinen schill-gelb-grün-schwarzen Senaten publizistisch mal wieder einen eingeschenkt hatte. Bei einer Pressekonferenz mit dem kolumbianischen Parlamentspräsidenten wies er mich vor versammelter Mannschaft darauf hin, dass ich meinen neuen Anzug mal nass ausbürsten müsse, der glänze noch so. Und freute sich.

Als ich nach meiner Spätpromotion erstmals mit dem neuen Titel auf der Liste einer Delegationsreise auftauchte, fragte er: „Na, Meyer-Wellmann, haben Sie sich den Doktor in Graz gekauft?“ Ich antwortete: „Nein, bei Konsul Weyer, war billiger.“ Ein andermal begrüßte er mich: „Oh, das Abendblatt hat seinen Spötter geschickt.“ Wobei er, wo er nicht staatstragend schreiten oder sprechen musste, stets selbst seinen Spaß am Spotten hatte, insofern gab es durchaus Ähnlichkeiten zwischen uns. Allerdings ist der Politiker natürlich potenziell im Nachteil: Ein Journalist kann ohne Pause schlaumeyern oder lästern, ein Politiker nur gelegentlich. Diese Gelegenheiten nutzte Michelalsterole in meinem Fall aber auch weidlich aus.

Ich erinnere mich an einen Stopp mit dem Reisebus an einer Tankstelle in den Arabischen Emiraten. Ein paar von uns stiegen aus, um auf die Toilette zu gehen oder etwas zu kaufen. Als ich gerade den Bus verließ, sagte der Bürgermeister, der standesgemäß in der ersten Reihe saß, zum Fahrer: „Meyer-Wellmann ist raus, Türen zu und losfahren!“ Und freute sich diebisch.

Auch ich habe mich immer über diese Sprüche amüsiert. Nur einmal dachte ich: „Nö, Ole.“ Da hatte er doch allen Ernstes von mir verlangt: „Und schreiben Sie nicht immer so einen Scheiß, Meyer-Wellmann.“

Wäre ja noch schöner.

Eine Sammlung von Jens Meyer-Wellmanns Kolumnen über den alltäglichen Familien- und sonstigen Wahnsinn gibt es unter dem Titel „Schrei mich nicht an, ich bin ein Wunschkind“ auch als eBook bei Amazon, und zwar hier.

2 Kommentare

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert