Die Flüchtlinge müssen in Deutschland besser verteilt werden

Die norddeutschen Flächenstaaten Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern weigern sich, Hamburg bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu unterstützen. Dabei gibt es im Stadtstaat kaum noch Platz – während auf dem Lande ganze Regionen kaum bevölkert sind. Mein Kommentar aus dem Hamburger Abendblatt.

Eigentlich müsste Monaco die meisten Flüchtlinge pro Quadratkilometer in Europa aufnehmen – obwohl es schon jetzt der am dichtesten besiedelte Staat der Welt ist. Das jedenfalls wäre die Folge, wenn man europaweit den Königsteiner Schlüssel bei der Verteilung von Hilfesuchenden anlegen würde – so wie man es innerhalb Deutschlands tut.

Denn auf seinen zwei Quadratkilometern Fläche beherbergt das Fürstentum etwa 38.000 Einwohner, von denen ziemlich viele ziemlich viel Geld verdienen. Und das sind die alleinigen Kriterien beim Königsteiner Schlüssel: Bevölkerungszahl und Einkommen (bzw. Steueraufkommen). Der zur Verfügung stehende Platz spielt keine Rolle.

Das Beispiel zeigt, wie grotesk es ist, die 1949 zunächst zur Verteilung von Forschungsmitteln eingeführte Formel auch zur Verteilung von Menschen zu verwenden. Denn in Stadtstaaten wie Hamburg mag es viel Geld geben. Platz aber ist hier knapp. Und das wird zum Problem: Städte geraten bei der Unterbringung von Flüchtlingen an ihre Grenzen – während auf dem Land manche Regionen weitgehend entvölkert sind.

Deswegen ist die auch von SPD-Sozialsenator Detlef Scheele ins Spiel gebrachte Umverteilung von Flüchtlingen aus Städten in wenig besiedelte Regionen richtig. Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein dünn besiedeltes Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern weniger Menschen aufnimmt als eine Stadt wie Hamburg.

Das reiche Hamburg darf sich dabei nicht aus der Verantwortung stehlen. Es muss die ihm durch seine Finanzkraft zufallenden Kosten übernehmen. Den Platz aber müssen stärker auch diejenigen zur Verfügung stellen, die ihn im Überfluss besitzen. Scheele hat recht: Langfristig kann der Zuzug meist junger, zum Teil gut ausgebildeter Menschen gerade für Regionen zum Vorteil werden, die seit Jahren unter der Landflucht leiden.

Als eines der reichsten Länder der Welt ist es unsere Pflicht, in Not geratene Menschen aufzunehmen. Dabei ist es für alle Beteiligten, auch für die Flüchtlinge selbst, wichtig, die Aufnahme so zu organisieren, dass eine zügige Integration möglich wird. Dazu gehört auch eine kluge Verteilung der Menschen innerhalb unseres Landes.

Erschienen als Kommentar im „Hamburger Abendblatt“ am 20. Juli 2015. 

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