Hier rappt der Messerstecher

Am 14. Mai 2010 erstach der 16-jährige Elias A. den 19-Jährigen Mel D. am Hamburger Jungfernstieg. Offenbar war Elias, der Sohn eines Afghanen und einer Serbin, Mitglied einer gewalttätigen Jugendgang aus der Hamburger Neustadt. Auch seine Brüder galten, wie er selbst, als Intensivtäter.

Auf diesem gewaltverherrlichenden Musikvideo ist Elias A. mit seiner Gang zu sehen (er steht im Hintergrund). Youtube hat den Film heute aus dem Netz genommen. Zuvor war er bereits mehr als 200.000 Mal angesehen worden. Dieses Video zeigt, in welchem Umfeld Elias A. zu einem brutalen Gewalttäter wurde – und wie wenig die Behörden, die ihn und seine Brüder seit Jahren betreuten, dagegen offenbar ausrichteten. Angeblich hatten sich Anwohner des Großneumarkts mehrfach über die Gang beschwert – ohne Folgen.

 

Elias A. hatte im vergangenen Jahr einem Lehrer den Unterkiefer gebrochen und einen Supermarktleiter verprügelt. Hinzu kamen viele andere Übergriffe. Wegen zweier Gewaltdelikte wartete  er seit Dezember 2009 auf einen Prozess in Hamburg. Auch weil die Justiz so langsam arbeitete (und auch nach einem halben Jahr noch keine Verhandlung angesetzt war), konnte Elias A.  jetzt, im Mai 2010, einen Menschen töten. Der Fall belegt einmal mehr, dass der Satz „Die Strafe muss bei jungen Gewalttätern auf dem Fuße folgen“ kaum mehr als eine Phrase für Sonntagsreden ist – bis heute. GAL-Justizsenator Till Steffen befand es übrigens tagelang nicht für nötig, sich zu dem Fall zu äußern.

In etwas längerer Form erschienen in WELT ONLINE und der Online-Ausgabe der Berliner Morgenpost am 21. Mai 2010. Eine Sammlung von Jens Meyer-Wellmanns Kolumnen zu einem weniger ernsten Thema, nämlich dem alltäglichen Familien- und sonstigen Wahnsinn in Hamburg, gibt es unter dem Titel „Schrei mich nicht an, ich bin ein Wunschkind“ jetzt als eBook bei Amazon, und zwar hier.

 

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